Die Q2-Fahrt nach Weimar gehört seit über 20 Jahren fest in unseren Jahreskalender. Auch im Januar 2024 war die Stufe vor Ort, um der Wahlheimat von Goethe, Nietzsche, Schiller, Wieland, Liszt und Herder einen Besuch abzustatten. Wie immer war es eine erlebnisreiche Fahrt in den thüringischen Winter. Und vor allem eine sehr schöne!
Im Vordergrund stehen natürlich für Weimar-Reisende die kulturellen Stätten des Barock und der Klassik: Die weltberühmte Anna Amalia-Bibliothek mit ihrem fantastischen Rokoko-Saal, der Cranach-Altar in Herders St. Peter-und Paul-Kirche, die Wohnhäuser Goethes und Schillers, das Schloss... Aber Weimar "kann" auch Moderne: Seit einigen Jahren feiert es die Bauhaus-Epoche, die hier maßgeblich entstand, mit einem spektakulären Museum; natürlich im Bauhaus-Stil. Auch diesem Haus statteten wir einen höchst inspirierenden Besuch ab.
Diesmal gab es neben all dem Musealen einen echten Leckerbissen: Eine Aufführung im Nationaltheater! Gegeben wurde eine furiose Version von Bulgakows "Der Meister und Margarita". Es ist schwer, an Karten zu kommen, diesmal gelang es endlich einmal. Ein varietéartiges Fest der Sinne war das, auch wenn wir die eigentliche Handlung alle nochmal recherchieren müssen...
Nationaltheater Weimar: Das Bühnenbild (Moskauer Wohnpark) kurz vor Aufführungsbeginn
Freitags besuchen wir traditionell das ehemalige Konzentrationslager Buchenwald, gleich nebenan von Weimar gelegen. Wir erkundeten diesmal quasi jeden Winkel des gespenstischen Areals, auf dem so viel gelitten und gequält wurde; insbesondere auch die umliegenden namensgebenden Buchenwäldchen mit Fundamentresten des "Krankenhauses", in dem in Wahrheit arbeitsunfähige Menschen systematisch ermordet wurden, eines Bordells, der Latrine uvm.
Im ehemaligen, heute noch gut erhaltenen "Effektenhaus" (Lager & Ausstattungen) befindet sich seit kurzem eine hochklassig kuratierte, beeindruckende Ausstellung, in der der Lageralltag beklemmend nah erfahrbar wird. Alle möglichen Gegenstände legen Zeugnis vom Leid der Menschen ab: lächerlich dünne Häftlingskleidung und Holzpantoffeln für die mörderische Arbeit im Steinbruch, handgeschriebene Notizzettel, Loren und schwere Walzen für die Zwangsarbeit, selbstgenähte Brotbeutel (der Verlust einer Tagesration konnte den Tod bedeuten), Blechnäpfe, ein mobiler Galgen (!), von Widerstandskämpfern gefertigte Handgranaten aber auch Tagebücher, Briefe, Familienfotos und biographische Skizzen des SS-Personals.
Welche Stimmung überwiegt nun nach dem dreitägigen Besuch in Weimar? Trotz der harten Konfrontation mit einem Teil der jüngeren Geschichte unseres Landes und eines durchaus anstrengenden Kulturprogramms ist es mehrheitlich wohl doch eine optimistische. Denn vor allem auch hat es einfach Spaß gemacht!