titel_logo_immer_theater_mit_musik580.jpg

"Ein Schelm, wer Schlechtes dabei denkt"! Der Grundkurs Musik in der Jahrgangsstufe 11 und der Grundkurs Musik in der Jahrgangsstufe 12 unter der Leitung ihres Musiklehrers Herrn Dr. Schnorr haben sich dieses Schuljahr (2008/2009) ein kulturelles Mammutprogramm vorgenommen - und mit Erfolg absolviert. Auf dem Programm standen 4 Konzerte des WDR-Sinfonieorchesters, 1 Konzert der WDR-Bigbad sowie insgesamt 5 Aufführungen in der Oper der Stadt Köln. Den Abschluss bildete im Jahrgang 12 ein mehrwöchiges Projekt Vokalimprovisation unter der Leitung des Dormagener Kantors Christian Stähr im Rahmen der 7. Dormagener Kinder-Jugendkulturwochen 2009 „Wir machen Musik“.

 
 
 Musikunterricht anders
 
Als Lehrer „Oper“ zu sagen, bedeutet, den Einschaltknopf für das automatische Schließen der Jalousien in Schülerköpfen zu betätigen. Allein, wie das zu nennen ist, was da abendlich im Kölner Opernhaus gezeigt wird, versteht sich nicht von selbst. Es einfach Oper zu nennen, ist zu wenig. Dafür ist der Gegenstand zu unterschiedlich, hält zu viele Facetten bereit. Es gilt einen Begriff zu finden, der, unbelastet von Vorurteilen, den Kopf der Besucher freihält. Die Schülerinnen und Schüler haben durch ihre Bereitschaft, sich auf die Oper einzulassen, gewaltige Hürden genommen. Und sie haben damit Musiktheater hautnah erlebt. Jenen Begriff, der ihnen im Umgang mit ,Oper‘ in Zukunft mehr Selbstbestimmung ermöglichen wird.

Mit den Abenden in der Kölner Philharmonie ist es zunächst nicht ganz so kompliziert. Ein Konzert ist ein Konzert. Ob nun mit PA-Anlage (elektronischer Verstärkung), wie im Fall einer Bigband, oder ohne, wie im Fall eines Sinfonieorchesters. Aber Hip-Hop in der Philharmonie?  Schüler halten sich an den Namen und entsprechend Neue Musik für aktuelle Musik. Das ist nicht richtig. Aber machmal sucht die Neue Musik ganz bewusst die Nähe zur aktuellen Musik. Um so überraschender. Anschaulicher aber als in einem solchen Fall, kann man Schülern nicht mehr demonstrieren, dass der auf dem Lehrplan stehende Begriff "Neue Musik" eben nicht einfach mit aktueller Musik gleichzusetzen ist.

Das Projekt Vokalimprovisation beginnt mit großer Erwartung im Vorfeld. Aber mit Beginn macht sich Verunsicherung bei den Schülern breit. Der Bauch behindert die Offenheit für die Sache, die der Kopf schon freigeschaltet hatte. Im Unterricht sind Erfahrungen mit der Gestaltung von Rap-Texten gemacht worden. Nun aber fehlt ein solches Gerüst, an dem man sich lang hangeln könnte. Der Prozess wird wichtiger als Materialien oder ein Produkt. Ein Lernergebnis, das so gar nicht zu dem sonstigen unterrichtlichen Alltag passen will. Und deshalb umso wichtiger ist. Daran muss man sich erst gewöhnen. Am Ende aber steht ein langanhaltender Applaus nicht nur für einen Projektleiter, sondern auch für eine Erfahrung, von der zu Beginn kaum einer geglaubt hat, dass sie zu seiner eigenen werden könnte. Dafür an dieser Stelle auch noch einmal ein herzliches Dankeschön an Herrn Stähr.

Allen Beteiligten wird schnell klar. Bei Konzertbesuch, Opernbesuch und eigenen Improvisationsversuchen: Die Frage nach dem eigenen musikalischen Vorurteil wird vor dem Hintergrund der Vielfalt dessen, was erfahren und was erlebt wird, immer nebensächlicher. Eine Chance für die Musikkultur. Und für die Schülerinnen und Schüler.
 
capriccio_rang_580.jpg
(Opernhaus der Stadt Köln: Blick aus dem II. Rang)
 
 Einführung in die Musikkultur
 
 Machen Sie selbst die Probe!
Was sagen Ihnen folgende Angaben?
 • Joseph Haydn, Sinfonie Nr. 85 B-dur "La Reine"
 • Thomas Kessler, 'said the shotgun to the head. Für Poetry-Sprecher, Rap-Chor und Orchester.
 
Joseph Haydn, Sinfonie Nr. 85 B-dur "La Reine". Seien Sie ehrlich. Sie fragen sich, was "la reine" heisst. Sie wissen es nicht und schlagen auch nicht nach. B-dur? Oh, Gott! Sie erinnern sich an Haydn (vermutlich aus dem Musikunterricht). Nicht unbedingt begeisternd. Den Begriff Sinfonie haben Sie schon einmal gehört, aber was das so genau ist..., nun ja - ist vielleicht auch nicht so wichtig. Aber Moment! Haydn, hat der nicht die Nationalhymne komponiert? Richtig. Hab ich's doch gewusst, werden Sie erfreut sagen. Und dann vermutlich ziemlich frustriert sein, wenn das, was Sie nun hören, so ganz und gar anders klingt. Und zu blöde! Wo kommen denn auf einmal die ganzen Streicher her? Die sind doch sonst auf dem Fußballfeld auch nicht dabei.

Thomas Kessler, 'said the shotgun to the head. Für Poetry-Sprecher, Rap-Chor und Orchester. Seien Sie ehrlich. Sie verstehen noch weniger, was das denn nun soll. Klar ist: Das muss wohl was mit Englisch zu tun haben. Und da spricht jemand. Ist das nicht eigentlich eher was für's Theater? Ein Rap-Chor? Klar wissen Sie, was ein Rap ist. Und sie wissen auch, was ein Chor ist. Aber ein Rap-Chor? Und zu diesem ganzen Kram jetzt auch noch ein Orchester. Das hat doch nichts mit Rap zu tun! Vermutlich werden Sie, so mit Ihren Gedanken beschäftigt, den Herrn Kessler ganz vergessen haben - ganz zu schweigen von der Frage, wer das denn nun ist? Interpret? Texter? Komponist?
 
 
Soweit der kleine Grenzverkehr zwischen Kabarett und Realsatire. Aber die Dinge sind eben nicht (mehr) selbstverständlich. Musikunterricht ist hochoffiziell nach Vorgabe der Richtlinien Einführung und Einübung in unsere Musikkultur. Nicht erst seit diesem Schuljahr, sondern schon seit Jahren wird exakt dieser Kurs an unserer Schule gesteuert. In den Jahrgängen 10 sowie den Jahrgängen 11 und 12 in der Oberstufe. Es zeichnet sich ab, dass diese Aufgabe immer dringlicher und notwendiger wird. Die Erfahrungen der Vergangenheit bestätigen dies.

Kommen wir zurück zu unserem Experiment. Können Sie für sich entscheiden, welche der beiden Stücke Ihr Interesse mehr weckt? Vermutlich eine rhetorische Frage. Musik gehört in einen Kontext, besitzt einen gesellschaftlichen Zeitbezug, einen gesellschaftlichen Problembezug. Anders formuliert: Ein wenig über das zu wissen, was einen erwartet, und trotzdem ein wenig den Kopf zu schütteln, überwindet mehr Barrieren als tausend gute Ratschläge. Es macht eben neugierig, besonders wenn man sich bestimmte Dinge nicht zusammen reimen kann. Auch die Schülerinnen und Schüler, so scheint es, sind so nah dran, und doch so weit weg.  Rap & Sinfonieorchester! Aber gerade aus diesem Widerspruch ist schließlich eine fruchtbare Begegnung zwischen ihnen und dem Werk erwachsen.
Wir vermuten, Sie hatten sich oben für diesen Kessler entschieden.
   
williams_eyecatch580.jpg
 
 Unterschiedliche Kulturen begegnen sich
 
Kessler heißt mit Vornamen Thomas, ist gebürtiger Schweizer, zeitgenössischer Komponist und damit ein Vertreter der Gattung, die Neue Musik heißt und ihren Ursprung im 20. Jahrhundert hat. Er lebt in Amerika.(1) Auch für ihn gilt der produktive Dreischritt ,Unterschied - Neugier - Begegnung‘ wie für die Schülerinnen und Schüler. "Als Kessler seinen Lebensmittelpunkt 2001 nach Toronto verlagerte, stürzte er sich neugierig auf die musikalischen Kulturen Nordamerikas und stieß dabei natürlich auch auf die musikalische Subkultur der afroamerikanischen Bevölkerung, den Rap. Ihn faszinierte daran die Kraft, die Energie und der politische Impetus des verbalen Vortrags und er beschloss, dass es notwendig sei, sich als neu-nordamerikanischer Komponist mit dieser Musik zu befassen. So kam es bald zu einem Treffen mit dem US-amerikanischen Rapper und Slam-Poeten Saul Williams."(2)

Saul Williams gehört in den USA zu den Stars des Rap und der Slam-Poetry.(3) Dem europäischen Publikum wurde er bekannt durch den Film "Slam". Auf der DVD findet sich der Untertitel: "Manchmal findet man seinen Weg erst im Knast". Auf der einen Seite also Reizworte und Reizthemen, wie vom Rap zu erwarten. Auf der anderen Seite deutliche Worte von Williams, die die „street credibilty“ (Glaubwürdikeit der Straße) in einem anderen und differenzierterem Licht erscheinen lassen: „Niemand von der Straße würde sagen", so Williams, "zu einem klassischen Konzert darfst du nicht gehen. Die sagen eher, ,Dahin hat mich noch nie jemand eingeladen‘, ,Wo ist das? und vor allem ,Wie teuer ist das Ticket?‘"(4) Williams „distanziert sich bewusst vom Klischee des Gangsta-Rappers, der vor allem über Sex, Geld und sich selber redet. Seine Texte sind mehrdeutig, bildhaft verschlüsselt. ,sprach das Schießgewehr zum Kopf endet mit den vier Elementen - als dem göttlichen Prinzip der Vollendung."(5) Diese sind: "Feuer - Wasser - Erde - Wind." Sozusagen von der Straße in den Himmel! Bei Beethoven, bezogen auf seine 9. Sinfonie(6), hieß das "per aspera ad astra"(7). Ist das wirklich so unähnlich?

Überflüssig zu sagen, dass Kessler und Williams, beide, am Abend anwesend waren. Williams auf der Bühne agierend, Kessler im Publikum, die Performance gespannt verfolgend. Auch das gehört dazu. Komponisten, Interpreten, Dirigenten quasi zum Anfassen. Und natürlich interviewt. Kessler sprach über seine Beweggründe und "Neue Musik". Hier liegt eine Besonderheit der besuchten WDR-Sinfoniekonzerte. Die knapp 30-minütige Einführung zu Beginn vermittelt einen enorm hilfreichen Einstieg. Manchmal bis hin zu Instrumentalisten, die besondere Stellen der zu spielenden Musik dem Publikum vorstellen und erläutern.
Auf der Bühne versammeln sich Schülerinnen und Schüler eines Kölner Gymnasiums, die die Rolle des Rap-Chors übernommen hatten. Amateur und Profi, Konzertsaal und Straße, Rap und Klassik, Schwarz und Weiß... . Die Liste der Gegensätze, die sich an diesem Abend begegnen und zusammenfinden, ließe sich wenig schwierig fortführen.

fotos_williams_direkt580.jpg
(Saul Williams inmitten des Rapchors und des Sinfonieorchesters auf der Bühne der Kölner Philharmonie)
 
kesslerudirigent.jpg fotos_williams_rapchor280.jpg
 (Thomas Kessler wird interviewt)
(Saul Williams mit Rapchor, rechts der Dirigent)
   
williams_dirigiert280.jpg fotos_williams_cello280.jpg
(Der Dirigent sitzt, S. William & Rapchor übernehmen)   (Herausgehobene Cellopassage, Rapchor)
   
beideblumen.jpg autogramm.jpg
 (Thomas Kessler & Saul Williams, Blumen zum Applaus)
 ('Signieren' im Foyer - Das Ergebnis sieht man unten)
   
unbenannt_100.jpg
 (Titelseite von "said the shotgun to the head" mit Autogramm)
kesslercdhlle.jpg
(Bookletcover der CD u.a. mit ",said the shotgun to the head", Musiques Suisses 2006, mit Autogramm)
 
 Haydnjahr 2009
 

Bevor wie die Szenerie verlassen, noch ein Wort zu unserem -vernachlässigten- Haydn von oben. Immerhin ist 2009 Haydn-Jahr. Im letzten Herbst, sozusagen ein bisschen zu früh, wurde der Dirigent der beschriebenen Sinfonie, Leonard Slatkin, zu Haydn befragt. Das Publikum erlebte einen Haydn-Fan der Begeisterung pur. Natürlich habe Haydn die (Gattung) Sinfonie zu dem gemacht, was sie ist. Seine Werke sind in ganz Europa gespielt worden, aber er selber blieb Jahrzehnte Hofkapellmeister. "Ich war abgesondert", soll Haydn gesagt haben, "also ... musste ich originell werden". Für Slatkin der Grund dafür, dass bei Haydn alles Überraschung sei, die Musik ständig auf neue Ideen komme! An diesem Abend konnte man erleben, welche Aufmerksamkeit für ein Werk ein enthusiastisch schwärmender Drigent zu erzeugen vermag. Bei Slatkin befiel einen die Vorstellung, dass Sinfonien nach Haydn eher einer Werkhalle gleichen. Einer Werkhalle, in der an der einmal gefundenen Idee immer neu herum geschraubt wird. Zuständig für das wirkliche musikalische Ideenfeuerwerk ist vielmehr eine andere Produktionsstätte. Haydn. Soweit für die Freunde der Zuspitzung. Ach ja. Und "La reine" (franz.) bedeutet "die Königin".

   
gruppe_opernhaus.jpg
 (Einige Teilnehmer des GK Musik 12 im Opernhaus der Stadt Köln)
   
 Immer Streit um Musik und Sprache
 
Zum Musiktheater. Immer, wenn Sprache zur Musik kommt, muss das Verhältnis der beiden bestimmt werden - übrigens nicht nur laut Lehrplan. Aber das führt zu Streit, regelmäßig. Richard Wagner hat sich mit Hingabe dieser Verhältnisbestimmung gewidmet und die Sache ganz einfach entschieden. Er hat für seine Musik einen neuen Begriff beansprucht. "Musikdrama"! Man muss keine Fachfrau oder kein Fachmann sein, um zu orakeln, dass das nicht wirklich weiterhilft. Irgendwie tauchen sie immer wieder auf, diese Ausschließlichkeitspositionen im Streit um Musik und Sprache. Auf der einen Seite die, die ernsthaft vertreten, dass Musik alles und Sprache nur Nebelkerze sei. Und auf der anderen Seite jene, die -sozusagen- den Nebel auf der Bühne zum zentralen Ausgangspunkt machen. Dann kann es nur noch darum gehen, ob die Musik aus dem Nebel den Fog à la  Steven King macht oder die romantische, nebelverhangene Herbststimmung à la Annette von Droste-Hülshoff. So etwas zu entscheiden, ist eigentlich nicht wenig. Aber es ist allen, die Musik für „absolut“ halten, zu wenig.

Diese Skizze eines alten Streits führt, nach einer Idee von Stefan Zweig, zu "Capriccio", komponiert von Richard Strauss. Strauss schafft es sozusagen, das geschichtlich sreitbehaftete Unterrichtsthema "Musik und Sprache" im Musiktheater zur Unterhaltung umzufunktionieren. Oder anders formuliert. Sollen Schüler das Unterrichtsthema selber finden, eignet sich dazu ein Besuch von "Capriccio" hervorragend. In immer wieder neuen Facetten wird die Frage diskutiert, ob für den Erfolg einer Oper die Musik oder der Text entscheidend ist. Die Behauptung, dies sei die Musik bzw. dies sei die Sprache, wird in "Capriccio" von einem Komponisten und einem Dichter verkörpert. Eine Frau (die Gräfin) soll entscheiden. Nach einem knapp zweistündigen Musikfeuerwerk von Strauss fällt die Entscheidung mit den Worten: "Ihre Liebe schlägt mir entgegen, zart gewoben aus Versen und Klängen. Soll ich dieses Gewebe zerreißen? Bin ich nicht selbst in ihm schon verschlungen? Entscheiden für einen? ... Wählst du den einen - verlierst du den andern!" Das bedeutet faktisch ein Patt.

Übrigens: Vieles spricht dafür, dass es, wenn vielleicht auch keinen eigentlichen Gewinner, so doch einen 'begünstigten Dritten' gibt. Den Theaterdirektor. Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Ist doch der Theaterdirektor jene Instanz, für den sowohl Sprache als auch Musik nichts anders als Zutaten sind. Die Zutaten zu einer szenischen Inszenierung, einem Ins-Bild-Setzen auf der Bühne. Vielleicht hat Wagner sich deshalb in erster Linie als Theatermensch verstanden und sowohl Musik als auch Text selbst verfasst!

 
capriccio_finalecol580.jpg
 (Richard Strauss, Capriccio, Schlussapplaus)
 
 Verrücktes im Musiktheater
 
Da passt die mediale Erfahrungswelt der Schülerinnen und Schüler schon eher zu "Salome", komponiert ebenfalls von Richard Strauss. Salomes Verlangen gipfelt, trotz oder aufgrund abgewiesener Liebe, in einen Mordauftrag. Mit dem abgetrenntem Kopf ihres 'Geliebten' gibt sie sich ihren Liebesphantasien hin. Von ihrer Umwelt, angewidert, wird sie daraufhin getötet. Man sieht, bei Richard Strauss geht es auch anders!
Wer es eher romantisch-märchenhaft, mag, wurde bei "Lohengrin", komponiert von Richard Wagner, fündig. Elsa, einem kleinen, unschuldigen Mädchen im heiratsfähigen Alter, widerfährt Böses. Es wird vom unbesiegbaren Held namens Lohengrin gerettet und bei der Gelegenheit auch gleich geheiratet. Und wer jetzt glaubt, dass sei schon alles, weit gefehlt! Postwendend wird Lohengrin auch noch zum Oberbefehlshaber des Militärs befördert. Um die Nation zu retten - die deutsche natürlich. Was dann doch nicht passiert. Weil er wieder weg muss. Zu dumm! Und am Schluss wird, wie öfter bei Wagner, nicht gemordet oder schlicht gestorben. Elsa "gleitet langsam entseelt zu Boden“. Soweit Wagners eigene Regieanweisungen.
Möglich, dass manches im Musiktheater noch absurder ist, als es sich anhört. Aber Lohengrin war im Nachhinein der eindeutige Schülerfavorit! Gefolgt von Capriccio, vor der Salome. Die Frage nach der Erklärung für den Spitzenreiter ist zu spannend, als dass man sie hier zwischendurch abhandeln könnte. Aber eines ist sicher. Musiktheater ist eben mehr als die Summe der einzelnen Teile. Stellen Sie sich vor, Sie setzen sich in einen Ferrari. Oder sie besuchen in Maranello Ferraris Teilelager! Alles klar?
Zum Schnuppern, Tiefergraben und (Vorsicht!) Infizieren, gibt es seit gut einem Jahr eine mit Nachdruck zu empfehlende Site.(8) Sie kreist um den multimedial ausgerichteten Komonisten des 19. Jahrhunders (!) schlechthin: Richard Wagner. Sein Enkel(9), er sollte es wissen, ist der Meinung, dass Wagner, würde er noch leben, nach Hollywood gegangen wäre. Wie man unten sehen kann, hat sich das in Inszenierungskonzepten bis nach Australien rumgesprochen.
 
wunderbar_lr.jpg
 (Szene aus Richard Wagner, "Die Walküre", Adelaide 2004, Australien - Foto: Sue Alder)
salo01saloukerk.jpg
   (Richard Strauss, Salome - Kerker erleuchtet unter ihr)
salo_schleiertanz.jpg
    (Richard Strauss, Salome - "Tanz der sieben Schleier")
salo04mitkopf.jpg salo03tot.jpg
(Salome mit dem Kopf des Geliebten) (Angewidert tötet die Menge Salome)
salo05nebenro.jpg
(Richard Strauss, Salome - Schlussapplaus, Nebendarsteller)
 
 Musikkultur ist analog
 
Musiktheater, das haben die Schülerinnen und Schüler erfahren, verkörpert die multimediale Welt vor dem multimedialen Zeitalter. Und nicht nur einfach das. Es verkörpert das Multimediale vor dem Zeitalter der Verunendlichung der (elektonischen) Effekte. Denn immer bleibt das Musiktheater im Kern analog. Es steht sozusagen für das analog Humane in unserer heutigen multimedialen Wirklichkeit. Wenn dieser Funke der Empfindung überspringt, dann entpuppt sich Einführung in die Musikkultur gleichzeitig auch als (kritische) Aufklärung im und über das Medienzeitalter.

Ein Konzert, auch das haben die Schülerinnen und Schüler erfahren, vermag eindrucksvoller zu sein als eine CD. Das Konzert verkörpert sozusagen die Musik vor dem iPod-Zeitalter(10). Perfektion tritt hinter Authentisches zurück. Und Musikstrukturen sind nicht nur hörbar! Musikstrukturen kann man (in Teilen) nämlich sehen. Um Musiker in Aktion zu sehen, muss man aber ein Konzert besuchen. Was bis vor hundert Jahren eine  schlichte Selbstverständlichkeit war, kehrt heute für den, der dabei war, als Erkenntnisgewinn und Bereicherung zurück.
 
 
 Anmerkungen
(1) Thomas Kessler besitzt eine eigene Homepage. Hier
(2) Saul Williams besitzt eine eigene Homepage. Hier
(3) Björn Gottstein im Programmheft des Abends v. 15.1.2009, S. 8
(4) Aus:  „Ein Fall für zwei - Wie ein Schweizer Komponist und ein S-Rapper zum Team wurden." Sendung des Schweizer Fernsehens v. 13.09.2006
(5) Björn Gottstein im Programmheft des Abends v. 15.1.2009, S. 9
(6) "Freude schöner Götterfunken..."
(7)  Wörtliche Bedeutug: Durch das Rauhe zu den Sternen. Umgangssprachlich oft auch mit ,Aus der Dunkelheit zum Licht‘ wiedergegeben.
(8) Homepage der Bayreuter Festspiele. Hier
(9) Es handelt sich um Wolfgang Wagner.
(10) Der iPod- steht hier symbolisch für eine Entwicklung, die mit der Erfindung der abspielbaren Schallplatte, der MC usw. beginnt.
(Fotos stammen, sofern nichts Gegenteiliges vermerkt, vom Autor)
 
 
 Links zu ähnlichen Projekten in der Vergangenheit
  Aussagen von Schülerinnen und Schülern (Jg. 10) zu einem Konzert des WDR-Sinfonieorchesters. Hier
  Aussagen von Schülerinnen und Schülern (Jg. 10) zu einem Konzert der WDR-Bigband mit Beatbox-Artisten. Hier
 

 

 
Mint
Sportschule NRW
Eliteschule des Sports
Berufswahlsiegel NRW
Schule ohne Rassismus
Cambridge
Bildung und Gesundheit
Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.