40 Probenfotos & Link zum PhotoAppetizer - Kurze Einführung - Zum Inhalt - Who is who? - Rollen & Darsteller - Textauszüge UND Rezensionen nach der Premiere (hier) |
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Rezension nach der Premiere Schön & anstrengend Man erinnert sich bei Dürrenmatts Stück an Foucaults Schrift "Folie et déraison. Histoire de la folie à l'âge classique", der sich intensiv mit der europäischen Ausgrenzungsgeschichte und mit der Ausübung der 'Disziplinarmacht' beschäftigt hat. Der Spielort "Irrenhaus" lässt den Agierenden und ihrem Regisseur denn auch ein weites, passendes Betätigungsfeld der verschiedenen historischen Machtgeschichten, dieses füllen die jugendlichen Schauspieler glamourös. Da es sich bei den meisten um Mitglieder eines Literaturkurses handeln wird, sollte der Geschmack des Publikums den pädagogischen Umständen untergeordnet bleiben. Die Beurteilung des Erfolgs liegt damit auf der Hand, sind die begabten Spielerinnen und Spieler erfolgreich gefordert worden, ist das intellektuelle Niveau passend. Und so ist es hier, man erkennt die Möglichkeiten und Grenzen genau und die Regie führte die Beteiligten zu Höchstleistungen. Ich habe auch Meinungen gehört wie "Kürzen und mehr Effekte für das Publikum", ich denke jetzt aber, das ist doch falsch, obwohl es in der Traditionsgeschichte von Schüleraufführungen so oft vorkommt. Darauf kommt es nicht wirklich an. Bei einer handvoll der Mitspieler könnten vielleicht schon Auszüge aus dem Veranstaltungsvideo genügen, um eine weitere berufliche Karriere in der Schauspielkunst vorzubereiten. Es war ein schöner und zugleich anstrengender Theaterabend in der Gesamtschule Dormagen. |
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M. Jaletzke | ||
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Kurze Einführung
Das Theaterstück „Achterloo IV“ von Friedrich Dürrenmatt, das von unserem Literaturkurs aufgeführt wird, ist eine Mischung bedeutender historischer Persönlichkeiten aus unterschiedlichen Epochen, die in einer Irrenanstalt zusammentreffen. Doch es ist keine gewöhnliche Anstalt, denn nicht nur die Patienten spielen verrückt, sondern auch die Ärzte. Zu den Hauptcharakteren gehören unter anderem Napoleon, Georg Büchner und Benjamin Franklin. Sie alle sind Teil eines Rollenspiels, das Büchner während der Handlung schreibt. Die Patienten schlüpfen in Rollen, wobei es schon mal vorkommen kann, dass zwei Rollen von ein und derselben Person gespielt werden, oder man nicht weiß was Rolle und was Person ist. Büchner gerät immer wieder in Streit mit Mitspielern, die ihren eigenen Kopf durchsetzen möchten und sich den vorgegebenen Text nicht merken können oder wollen. Der Autor, Friedrich Dürrenmatt, beschreibt die Hintergründe von Achterloo so, dass sowohl Naturwissenschaften, als auch Theologie und Philosophie zusammenwirken. Dürrenmatt wollte ein Zeitstück schaffen, das zeigt, dass Politik nicht ohne den Verrat auskommen kann. Die politische Situation der gewerkschaftlichen Umwälzungen 1981 in Polen wird widergespiegelt, besonders das politische Für und Wider der Ausrufung des Kriegsrechts. Einmarsch, Besetzung oder sogar Krieg konnten nur durch einen ’Verrat‘ unterbunden werden und der Einmarsch der Russen wurde gestoppt. Weitere politische Konflikte konnten abgewendet werden. Die Figuren spiegeln allerdings nicht die damals beteiligten Menschen wider, sondern überzeitliche Muster gesellschaftlicher und politischer Aktivitäten durch die unterschiedlichsten Jahrhunderte. Melanie Stach a |
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Zum Inhalt
Der Erbe einer Spanferkelkette bildet sich ein, Georg Büchner zu sein. Er schreibt ein Stück über den 12. und 13. Dezember 1981 in Warschau, zur Zeit der Ausrufung des Kriegsrechtes in Polen unter General Jaruzelski. Dem Erben der Spanferkelkette, der sich einbildet Büchner zu sein, stehen in seiner Fantasie nur Personen zur Verfügung, die schon zu Büchners Zeiten Geschichte waren. Ort des Geschehens ist ein Irrenhaus. Das Stück heisst „Napoleon will endlich schlafen gehen“ und wird von den ‚Ärzten‘ Carl Gustav Jung und Sigmund Freud gleichzeitig auch zu therapeutischen Zwecken als Rollenspiel genutzt. Dabei steht Freud dem Therapieansatz Jungs äußerst kritisch gegenüber. Büchner arbeitet während der Aufführung noch an den einzelnen Texten und ändert sie beständig um. Die Spieler wiederum halten sich nicht immer an Büchners Texte oder sind textunsicher. Der Zahntechniker Jean-Pierre Leuli, der sich für Carl Gustav Jung hält, und der Damenschneider Ignaz Schwänzel, der sich für Sigmund Freud hält, sind schillernde Figuren. Beide treten als Plon-Plon und Louis, als die Neffen Napoleons und als Marx I und Marx II auf. „Jeder Mensch ist ein Abgrund, es schwindelt einem, wenn man hineinsieht“, bekennt der Damenschneider - als Plon-Plon den Woyzeck spielend, weil der Pfarrer, der sonst den Woyzeck spielt, grade Jan Hus spielt! Einer, der sich für Cambronne hält, versucht sich vergeblich an sein berühmtes Wort zu erinnern; dann spielt er Papst Johannes XXIII., der Hus mit dem Bann belegte. Ein Pfarrer, der schon den Woyzeck spielt, muss außerdem den Hus spielen. Der Transvestit stellt Robespierre, Fouché und Kaiser Sigismund vor. Als Papst Gregor XII. und Papst Benedikt XIII. treten Müller I und II auf. Ihre Rollen im zweiten Akt sind – entgegen Büchners Absicht – gestrichen. Obersteuerinspektor Hasler tritt nicht auf. Er war zu redegewaltig, sodass ihn Judith für Holofernes hielt und ihm die Kehle durchschnitt. Statt seiner tritt – ganz zum Verdruss von Büchner – die Frau von Zimsen als Richelieu und Vertreterin der Kirche auf. Der Professor, der zu Spielbeginn auftritt, war vielleicht einmal Außenminister der USA. Er wollte Benjamin Franklin spielen, musste aber Napoleon I. wählen, weil Büchner als ‚Naturforscher‘ den Benjamin Franklin selber spielen wollte. Die Enkelin eines Kriegsverbrechers bildet sich ein Jeanne d’Arc zu sein und will den Krieg, rechtfertigt mit Patriotismus ihre Mordpläne. Napoleon hingegen will, ganz in Entgegensetzung zu seiner geschichtlichen Rolle, den Frieden. Das, was ihm in der Wirklichkeit misslungen ist. Und auch als Holofernes will Napoleon aus dem geschichtlichen Morden ausbrechen. Aber er (oder der Schreiber) wissen: „Wenn du Judith bist und ich Holofernes, müssen wir auch wie Judith und Holofernes handeln!“
Hinweis:
Wenn oben von Streichungen die Rede ist, so beziehen sie sich auf Dürrenmatts Stück, ebenso wie sich Textunsicherheiten in einzelnen Szenen auf Dürrenmatt beziehen und nicht auf uns.
Größere Streichungen von uns wurden auf den 2. Akt beschränkt und werden nicht kenntlich gemacht. Textunsicherheiten von uns sind nicht beabsichtigt. a
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Personen |
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Rollen & Darsteller | ||
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Professor/Napoleon - Moritz Kuhn |
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Georg Büchner/Benjamin Franklin - Jan Reschke | ||
Louis/Marx II - Sophie Kuhn | ||
Plon-Plon/Marx I - Lisa Lachnicht | ||
Cambronne/Papst Johannes XXIII. - Gianpaolo Maglione | ||
Jeanne d'Arc - Hannah Braun | ||
Frau von Zimsen/Richelieu - Ann-Sophie Smit | ||
Woyzeck/Jan Hus - Etienne Dubiel | ||
Robespierre/Fouché/Kaiser Sigismund - Merlin Müller-Alpers | ||
Müller 1/Papst Gregor XII. - Robel Haileab | ||
Müller 2/ Papst Benedikt XIII. - Hendrik Fausten
special guest: Catering - Simon Schmitz (9e) |
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Dispatching: Jessica Beivers Bühne: Anne Wellenberg Requisite/Dokumentation: Melanie Stach, Shoshannah Nottinger, Hannah Braun Licht & Pyrotechnik: Enya Oranski, Jessica Beivers Musikeinspielung: Jessica Beivers Souffleusen (Probe): Jessica Beivers, Enya Oranski, Anne Wellenberg Souffleuse: Anne Wellenberg
Maske: Ann-Sophie Smit, Valérie Schmidt (13), Verena Mähl (13)
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Who is who in Achterloo?
Jeanne d’Arc (1412-1431)
Sie war eine Rebellin, die nicht ihrer Zeit angemessen gekleidet war, weil sie ausschließlich Männerkleidung trug und den militärischen Truppen half Städte zu erobern. Besonders in Orléans (Johanna von Orléans) machte sie sich einen Namen.
Napoleon Bonaparte (1769-1821)
Er war ein französischer Diktator, der während der französischen Revolution schnell innerhalb des Militärs aufstieg. Napoleon ist überwiegend für den Code Civil bekannt, das Rechtsbuch für Zivilrecht, das bis heute gilt.
Georg Büchner (1813-1837)
Er war sowohl Schriftsteller, als auch Naturwissenschaftler, Mediziner und Revolutionär. Büchner starb sehr früh und gilt trotzdem als einer der bedeutendsten Literaten des Vormärz.
Benjamin Franklin (1706-1790)
Er war Drucker, Verleger, Schriftsteller, Naturwissenschaftler und Erfinder. Franklin gehörte zu einem der Gründerväter der Vereinigten Staaten und somit beteiligte er sich an der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten.
Jan Hus
Jan Hus (nach seinem wahrscheinlichen Geburtsort Husinec, Okres Prachatice, heute Tschechien, geboren um 1369, gestorben 6. Juli 1415 in Konstanz), auch Johannes Huss genannt, war ein christlicher Theologe, Prediger und Reformator. Er war zeitweise Rektor der Karls-Universität Prag und starb während des Konzils von Konstanz, als er seine Lehre nicht widerrufen wollte, den Feuertod. Die nach Jan Hus benannte Bewegung der Hussiten geht zum Teil auf sein Wirken zurück.
Robespierre
Maximilien Marie Isidore de Robespierre (häufig nur Maximilien Robespierre, geboren 6. Mai 1758 in Arras, gestorben 28. Juli 1794 in Paris), auch „der Unbestechliche“ genannt, war Rechtsanwalt und Politiker. Als ein führendes Mitglied der Jakobiner war er mitverantwortlich für den Terreur von 1793/94. Die erste Phase der Französischen Revolution wurde von ihm entscheidend mitgeprägt.
Fouché
Joseph Fouché, Duc d’Otrante (deutsch Herzog von Otranto (seit 1809) geboren 21. Mai 1759 in Le Pellerin, nahe Nantes, gestorben 26. Dezember 1820 in Triest) war ein französischer Politiker während der Französischen Revolution und Polizeiminister in der Kaiserzeit und der Restauration. Melanie Stach
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Probenimpressionen v. 17.06.2014 | ||
Die Textauszüge stammen aus dem Stück - jede Übereinstimmung mit dem abgebildeten Darsteller und seiner Rolle wäre aber rein zufällig. |
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"Bin ich auch eine Fehlbesetzung, kommt mir die Hauptrolle zu." |
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"Die Bestie heißt Menschheit." |
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"Das Muss ist eins von den Verdammungsworten." |
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"Wem kämen da nicht Bedenken?" |
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"Fünfmal hat Er seither einem Chef die Kehle durchgeschnitten." |
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"Drei können ein Geheimnis wahren, wenn zwei tot sind." |
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"Ich meldete, sie seien nicht mehr am Leben." |
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"Dann haben die Soldaten meinen Großvater erhängt." |
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"Jeder Mensch ist ein Abgrund." |
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"Nur durch eine radikale Analyse ist er zu heilen." | ||
"Sprengstoff benötigt keinen Stil." |
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"Wir stehen vor dem puren Chaos." |
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"Auch selbstverständliche Forderungen sind bei uns politisch." |
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Weitere Probenfotos (HIER) | ||
Fotos: St.-G. Schnorr | ||
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Herzliche Einladung ! |
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Donnerstag, den 3. Juli, 19.30 Uhr - Mensa nur eine Aufführung - Eintritt frei |
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a Zu einzelnen Figuren des Panoptikums & Photo Appetizer (HIER) |
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